Chinesische Landschaftsmalerei

Chinesische Landschaftsbilder

 

“Grüne Landschaftten”

Die folgenden Landschaftsbilder sind im Zuge eines Auslandsaufenthaltes entstanden. Von September 2013 bis Februar 2014 hatte an der Fujian Normal Universität in Fujian, in der chinesischen Provinz Fuzhou, ein Austauschsemester absolviert. Mein Hauptkurs dort war die traditionelle chinesische Malerei.

Nach vielen mühseligen Übungen, bei denen die trationelle chinesische Darstellung von Bambus, Bäumen, Bergen, Booten und Pagoden geübt wurden, stolperte ich in Büchern über Künstler die auch etwas freier die Landschaften darstellten.

Als Auslöser für meine Landschaftsreihe, die aus fünf Werken besteht, kam noch ein Anruf aus Deutschland hinzu. Der Inhalt dieses Anrufes lautete kurz und neutral, dass meine geliebte Oma immer schwächer werde und die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie jemals wiedersehen würde, sehr gering sei.

An diesem Tag ging ich wie in Trance ins Atelier.

Ohne große Pausen einzulegen arbeitete ich, in Gedanken an meine Oma, von morgens um acht bis abends um acht Uhr.

Das Ergebnis ist die grüne Reihe der chinesischen Landschaftsbilder. Bei diesen Bildern überwiegt die schwarze Farbigkeit der verwendeten Tusche. In meinem emotionalen Chaos griff ich, von Trauer und Verzweiflung erfüllt, instinktiv zur schwarzen Farbe, die bekanntermaßen den Tod und die Trauer symbolisiert. Neben dieser Farbe griff ich nur noch zu einem dunklen Grün. In Gedanken immer bei meiner Oma, die eine sehr naturverbundene Frau war, welche viele Arbeitsstunden in ihrem nicht einfachen Leben auf Bauernhöfen, Feldern sowie im eigenen Garten verbracht hatte.

Im Nachhinein finde ich aus diesem Grunde die Farbwahl sehr passend.

Die Bilder strahlen durch ihren farbigen Zweiklang nicht nur meine Trauer, sondern auch eine Art Ruhe aus. Das Grün nimmt dem düsteren Schwarz etwas Schwerfälligkeit und Sogkraft. Es erdet das Ganze. Als ob ich dadurch unbewusst mitteilen wollte, dass meine Oma trotz vieler Schwierigkeiten ihr Leben souverän gemeistert hat. In ihrem Lebensabend konnte sie Erfüllung, Zufriedenheit sowie viele lachende Momente mit ihrer Familie erfahren.

Grüne Landschaft I

 

Grüne Landschaft II

 

Grüne Landschaft III

                        

 

 

 

 

 

 

„Blaue Landschaften“

Diese Werkreihe von 5 Gemälden ist nach der grünen Landschaftsreihe entstanden. Vor dem Schaffensprozess erhielt ich die Nachricht, dass sich der gesundheitliche Zustand meiner Oma, wie durch ein Wunder, stabilisiert hatte und sogar von Tag zu Tag besser wurde. An eine solche Entwicklung der Situation hat kein Mensch mehr geglaubt. Die Hoffnung sie noch einmal wiederzusehen und noch ein paar schöne Stunden, Tage oder sogar Wochen verbringen zu können, weckte eine Art Energie in mir.

Ich fühlte mich unendlich stark und lebendig. Dieses hoffnungsvolle innere Leuchten drückte ich in den strahlend Türkistönen aus, die den entstandenen Landschaften eine kraftvollen Ausdruck verleihen. Um die Leuchtkraft dieser Blautöne zu verstärken, arbeitete ich die Konturen und zum Teil auch die Texturen der Berge mit einem deckenden und intensiven Schwarz heraus.

            Blaue Landschaft I

              Blaue Landschaft II

       Blaue Landschaft III

          Blaue Landschaft IV
 

In den dargestellten Landschaften, befindet sich am Fuße der der Berge immer das Naturelement Wasser, entweder in Form von Flüssen, Seen oder auch als Nebel. Des Weiteren findet man in einem der Bilder auch einen steil abfallenden Wasserfall. Einen weiteren Verweis auf das Symbol Wasser findet man auch in den türkis ausgearbeiteten Landmassen der Berge. Das Wasser ist in diesem Fall auch mit dem Strom des Lebens gleichzusetzen, der mich in der Schaffensphase beschäftigt hat.

In der chinesichen Kultur spielen Symbole eine große Rolle. Bereits die Schriftzeichen haben sich ursprünglich aus Symbolen für die Gegenstände, die sie bedeuten, entwickelt. So steht das Symbol Wasser nicht nur für den stetigen Fluss der Materie, der den Weg des geringsten Widerstand nimmt. Wasser trägt auch, es reinigt und erfrischt. Es steht somit auch für eine Art Erneuerung des  Lebens. Aufgrund dieser Tatsachen sprechen die Chinesen dem Wasser die Bedeutung zu, dass es den Lebensabend an sich, sowie auch die Weisheit des Lebensabends symbolisiert. Diese Weisheit ermöglicht es einem hinter Dinge zu schauen und das Komplexe im Großen und Ganzen zu erfassen. Das Wasser strömt stetig und unbeeindruckt von jeglichen elementaren Erhebungen voran und versetzt dabei sogar, im wahrsten Sinne des Wortes, Berge. So schreitet auch das Leben immer weiter fort, unbeeindruck von all den Unwegsamkeiten des Lebens. Diese Unwegamkeiten werden somit als Steine oder Berge symbolisiert.

Den einzelnen Elementen werden auch Energien zugesprochen. Die Wasserenergie steht in diesem Sinne für Ruhe, Tiefe, Betrachtung, Lageerfassung aber auch für Beweglichkeit und Austausch.

Im Nachhinein betrachtet schließen sich folgende Aspekte zu einem kompletten Sinnbild – einem Art Kreis – zusammen: Der impulsiven Mal-Akt, die unbewussten Farbwahl mit ihrer inneliegenden Deutung, die spezifisch chinesische Deutung der Farbigkeit und der dargestellen Objekte sowie der auslösenden Moment der zur Gestaltung der Werkreihe führte. Meine Oma stand an ihrem Lebensabend und blickte mit erlangter Weisheit auf ihr Leben zurück. Sie hatte in ihrem Leben viel erreicht und auch viel bewegt (Auswanderung aus Kroation über Österreich nach Deutschland; Gründung einer großen Familie; Bau eines Hauses in einem Dorf in dem man als Fremde angesehen wurde; Hocharbeiten aus einer niederen Stellung in der Gesellschaft zu gutem Mittelstand …). Dabei hat sie auch einige Fehler gemacht von denen sie viele in ihrem Lebensabend bereinigte. Vielleicht hat ihr der ruhige und besonnene Blick am Ende ihres Lebens die tiefere Bedeutung des Großen und Ganzen erschließen lassen. Ich denke, dass viele Punkte klarer werden wenn der Mensch am Ende seines Lebens zur Ruhe kommt und die Gesamtlage seines Lebens dadurch tiefergründig überblicken kann. Man erfasst dabei alle Punkte als komplettes Netzwerk – als Gesamtbild. Woraufhin man Weißheit und auch eine letze Lebensenergie schöpfen kann. Gerade auch diese Energie am Ende des Lebens führte dazu, dass meine Oma als letzten Lebenswillen all ihre verbliebenen Familienmitglieder (von einigen musste sie sich leider schon viel zu früh verabschieden) sehen und um sich herum haben wollte. Dieser starke Wille führte dazu, dass sie sich, schon fast auf dem Sterbebett liegend, wieder zurück ins Leben kämpfte. Sie erlebte noch einige Monate ihre Urenkelkinder und meine Heimkehr aus China. Es standen uns sogar nach meiner Rückkerh noch ein paar Monate zu, in denen wir noch einige schöne Momente erleben durften. Mein Verhältnis zu meiner Oma war in dieser Zeit intensiver und tiefer als je zuvor.

Wenn ich nun die Blauen Landschaften betrachte, dann drücken diese genau die Gefühle, die ich in dieser Zeit erfahren durfte aus. Sie sind voller Energie, Zuversicht, Hoffnung und strahlen trotz aller Dynamik des Pinselduktus und der Leuchtfraft der Farbe, eine eindringliche Tiefe und Ruhe aus.

 

Vielleicht waren es auch diese Art der Gefühle sowie die Symbolebene der Farben bzw. Objekte, die meine chinesischen Dozenten in diesen Werken sahen und sie dazu bewegten, eine Blaue Landschaft von mir für die Sammlung der Universität zu behalten. Leider besitze ich selbst kein Foto von diesem Werk, sondern lediglich eine urkundliche Bestätigung, dass das Werk sich in Besitz der Fujian Normal Universität befindet.

 

 

 

„Orangene Landschaft“

 

Diese orangene Landschaft entstand als Folge der grünen und blauen Landschaftsreihe. Geplant war, eine komplette orangene Reihe in einem eher traditionell angelehnten Stil zu produzieren. Beim Arbeiten entstand jedoch nur dieses eine zufriedenstellende Werk. Alle anderen Versuche musste ich aufgrund von mangelnder Ausdrucksstärke verwerfen.

 

       Orangene Landschaft

So bleib dieses Werkt als Einzelstück aus einer geplanten Reihe übrig, was im Vergleich zu meinen anderen Werken etwas aus der Reihe tanzt.

 

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